Donnerstag, 12. August 2010

Nüchtern betrachtet: Hartzer versaufen ihr Geld!

Hartzer werden von großen Teilen der politischen Klasse (ich nehme DIE LINKE da mal aus) und großen Teilen der Bevölkerung als Belastung empfunden. Als Kostenfaktor. Und was macht der Hartzer mit den hart erarbeiteten Steuergroschen? Er züchtet sich einen Bierbauch, der das Feinripp-Unterhemd ausbeult, sitzt auf dem runtergesessenem Sofa vor dem großformatigen Plasma-Fernseher (den er von der für die Kinder zugedachten Sozialleistungen bezahlt hat) und guckt Profi-Catchen.

Hartzer werden vom Arbeitsvermittler gegängelt und verfolgungsbetreut.

Hartzer werden von viel gelesenen Medien denunziert (die BILD-Zeitung sei hier nur ein exemplarisches Beispiel).

Hartzer, also die, die keine Arbeit haben sind das Feindbild der, die noch Arbeit haben. Konkurrenz, und gleichzeitig Schmarotzer der hart verdienten Steuergroschen der Leistenden (Mittelschicht) und "Leistungsträger" (Oberschicht).

Hartzer sind, in der Konsequenz, ganz unten in der sozialen Hackordnung.

Abgehängt.

Wer greift da nicht irgendwann aus Perspektivlosigkeit, Ohnmachtsgefühl, Desillosionierung, oder einfach nur Frust zur Flasche?

Und, die Pointe kommt jetzt:

Das ist von der politischen Klasse und vom Finanzkapital durchaus erwünscht!

Wer besoffen auf dem Sofa liegt, engagiert sich nicht politisch, kämpft also nicht gegen die Umstände an, die sie und ihn unterdrücken.

Dies ist kein Plädoyer für die "von der Legehennen-Chipkarte".

Dies ist ein Plädoyer dafür, den Symtomträgern des Kapitalismus unsere Solidarität auszusprechen!

Wer von sich glaubt, er hätte im 3. Reich Juden auf dem Dachboden versteckt, der muß heute gegen diese Hetze angehen. Dies ist mein bescheidener Beitrag dazu. Er soll nicht mein letzter sein.

Sonntag, 8. August 2010

Anne Will Sendung "Aufschwung für Alle -höhere Löhne, mehr Hartz IV?"

Ich tus mir wieder an. Wie sogenannte Experten dafür plädieren Hartz IV zu senken. "Lohnabstandsgebot", ich krieg es in jedem 2. Satz um die Ohren gehauen. Damit ich´s nun endlich auch begreife.
Wenn bei uns, sozusagen als Naturgewalt, das Phänomen des working poor Einzug gehalten hat, wenn also Vollzeitkräfte unter Hartz IV Niveau bleiben, was muss man also machen? Klar! Logisch! Sozialleistungen kürzen. Damit auch der unterbezahlteste Lohnsklave endlich mehr kriegt als ein Sozialleistungsempfänger. Bloß kein Mindestlohn, sonst haben wir übermorgen Planwirtschaft und singen die Internationale.

Und diese "Experten", wie Metzger, Knobel-Ulrich (ganz, ganz schlimm die Frau, Ihre Stimme bebte vor Selbstgerechtigkeit, während sie über HartzIV-Empfänger herzog), die FDP-Blonde, deren Name sich weigert mein Gehirn zu speichern, füttern die alten Vorurteile an der Grenze zur Volksverhetzung (Hart IV-Empfänger sind faul, selbst Schuld, geben Stütze für Alkohol und Tabak aus statt für ihre Kinder, usw.) und die Hälfte der Leute KLATSCHEN!
Für diese Begeisterungsäußerungen reicht es schon beim Will-Publikum, wenn die FDP-Tante sagt, dass sie für Bildungsgutscheine ist. Wer klatscht da nicht, wenn er nicht davon ausgeht, dass das Geld vom Sozialschmarotzer ja sonst sowieso versoffen wird, statt Maischa zum Flötenunterricht zu schicken.

Dauernd werden wir daran erinnert, wieviel Leid Deutschland den Juden angetan hat. Zurecht. Aber viel zu selten wird die Verbindung gezogen, zwischen der Propaganda, die damals gegen die Juden Stellung gemacht hat und der heute offen ausgelebten Diffamierung von Sozialleistungsempfängern. Die Geschichte hat mich gelehrt, dass es faschistoid ist, Menschengruppen auszugrenzen, zu demütigen und genau dies geschieht heutzutage immer offener und mal wieder entsteht kein allgemeiner Aufschrei.

Und so viel subtiler ist es heute nicht. Auch nicht bei Will.